Echte Interessenvertretung statt wirkungsloser Scheingefechte

In Berlin demonstriert heute die Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG) gegen die Missstände bei der Bahn. Unter dem wohlfeilen Motto „Mehr Bahn für die Menschen!“ fordert sie mehr Geld und mehr Unterstützung für das System Schiene. „Doch öffentlicher Lärm bringt die Bahn nicht voran“ so der Bundesvorsitzende der Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL) Claus Weselsky. „Nicht durch effekthascherische Showveranstaltungen PR-bewusster Gewerkschaftsfunktionäre, sondern nur durch klar definierte Maßnahmen und konsequentes Handeln können wir die Weichen für die dringende nötige Verkehrswende richtig stellen.“

Kerngeschäft Eisenbahn kommt unter die Räder

Fakt ist: Lokomotivführer, Zugbegleiter und Gastronomen retten dem immer mehr versagenden Management 24 Stunden am Tag, sieben Tage die Woche und 365 Tage im Jahre den Arbeitsplatz. Durch ihren unermüdlichen Einsatz sorgen sie dafür, dass die Züge wenigstens noch halbwegs pünktlich unterwegs sind und den Reisenden zumindest ein wenig Komfort geboten wird.

Sie ernähren seit Jahren einen ineffizienten und sich selbst vermehrenden Verwaltungsapparat, der nichts anderes kann, als die Mitarbeiter des Zugpersonals und auch alle anderen direkten Beschäftigten immer wiederkehrend durchzurationalisieren. „Das nimmt teilweise groteske Züge an, weil der betriebene Aufwand millionenschwer ist und die tatsächlich erzielten Effekte nur marginale Einsparungen bringen“ so Weselsky. „Zusätzlich kommt bei all dem Aktionismus das Kerngeschäft Eisenbahn unter die Räder“.

Schutz vor Rationalisierung

Die Mitarbeiter des Zugpersonals erbringen Millionen von Überstunden und werden von ihrer Gewerkschaft, der GDL, in ihrer kostbaren Freizeit nicht missbraucht und zu angeblichen „Massenprotesten“ verführt die vielleicht mehr Steuermittel bewirken – aber de facto den Status quo in die Zukunft transportieren, wo in einem ineffizienten Strukturmodell genau diese Gelder verbrannt werden.

Die Amtsinhaber der GDL und die dazugehörigen Betriebsräte sind Tag für Tag damit beschäftigt, sich gegen Projekte der Arbeitgeberseite zu wehren, welche auf Rationalisierung der direkten Mitarbeiter abzielen. „Sie haben die Indianer zu schützen und deshalb weder Zeit noch Lust, für die Mehrung der Häuptlinge auf die Straße zu gehen“ so Weselsky. In den Betrieben finden die Mitarbeiter keine Ansprechpartner in der Verwaltung vor Ort vor, aber in attraktiven Büroetagen inmitten angesagter Großstädte sind auf Millionen von Quadratmetern Führungskräfte mit immer neuen Kopfgeburten dabei, das Eisenbahnsystem neu zu erfinden.

Praktiker und Eisenbahner mit Fachwissen

Zuerst muss das gesamte Management einmal den Beweis antreten, dass der Alltag gemeistert wird und sowohl Güterverkehr, als auch Personenverkehr wieder zuverlässiger und pünktlicher werden. Dazu gehören leider auch solche „Kleinigkeiten“ wie funktionierende Technik in den Eisenbahnfahrzeugen, bis hin zu Kaffee- oder Spülmaschinen. „Wer die Eisenbahn ständig neu erfindet, auf den Zügen und am rollenden Rad permanent einspart, die Qualifizierung ehrenwerter Berufe untergräbt und jeden Tag einen neue Sau durchs Dorf jagt, der gefährdet die Zukunft des Eisenbahnsystems und damit unser aller Arbeitsplätze“ so Weselsky. „Deshalb muss Schluss sein mit Heerscharen von Unternehmensberatern, Besserwissern und Erbsenzählern! Stoppt alle Projekte die sich gegen die direkten Mitarbeiter richten. Vor Ort müssen Entscheider arbeiten, die auf die Sorgen und Nöte direkter Mitarbeiter eingehen und auch deren Vorschläge für Verbesserungen verstehen und umsetzen – also her mit Praktikern und Eisenbahnern mit Fachwissen.“

Schluss mit Leuchtturmprojekten

Die Infrastruktur der DB braucht zuallererst eine effizientere Struktur und damit einhergehend auch klare Vorgaben, an welcher Stelle und mit welchem Aufwand die einzelnen Projekte tatsächlich betrieben werden dürfen. Die GDL fordert: Schluss mit Leuchtturmprojekten und der Verschwendung von Milliarden für geringe bis gar keine Effekte für das Gesamtsystem.

Jetzt müssen die Weichen gestellt werden für die Zukunft des Eisen-bahnsystems und das geht nur mit einer neuen Konstruktion. Das Vehikel auf dem Wege zum Börsengang hat ausgedient und den allseits bekannten Zustand verursacht. Die GDL fordert daher eine Bahnreform II. Dazu müssen zunächst DB Netz, DB Energie und DB Station & Service zu einer gemeinnützigen Gesellschaft zusammengefasst werden. „Dann braucht es Eisenbahner, die das komplexe Eisenbahnsystem wirklich durchdringen, damit der ‚Deutschlandtakt‘ mit gewaltigen Investitionen in der Fläche umgesetzt werden kann“ so Weselsky.

Glasklare Aufstellung der DB

Die GDL lehnt es ab, Scheingefechte gegen den Eigentümer zu führen und so zu tun, als ob allein fehlende Steuermittel den katastrophalen Zustand des Eisenbahnsystems herbeigeführt hätten. „Der Eigentümer muss seiner Verantwortung zuerst durch eine glasklare Aufstellung seines Unternehmens gerecht werden“ so Weselsky. „Erst wenn sichergestellt ist, dass die Steuermittel effizient zur Ertüchtigung des Eisenbahnsystems eingesetzt sind dürfen diese auch in der erforderlichen Höhe freigesetzt werden.“

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