Aktionismus ist fehl am Platz

Zur Behebung des Lokomotivführermangels will der niedersächsische Wirtschaftsminister Bernd Althusmann (CDU) im Ausland nach Lokomotivführern und Quereinsteigern suchen und diese dann hier für die Arbeit im Führerstand ausbilden lassen. Entsprechende Mittel zur Integration von Migranten und Langzeitarbeitslosen stünden bereit, Ausbildung und Qualifizierung seien aber Hauptaufgabe der Eisenbahnunternehmen, so Althusmann.

Die Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL) lehnt die Initiative entschieden ab. „Offensichtlich verwechselt Minister Althusmann jedweden beliebigen Job mit der Verantwortung von Lokomotivführern und deren sicherheitsrelevantem Beruf“ so der GDL-Bundesvorsitzende Claus Weselsky. „Doch als Lokomotivführer zu arbeiten, ungelernt, ohne ordentlichen Schulabschluss – das geht gar nicht. Eine technische Berufsausbildung und Sprachkenntnisse auf dem Level B1 des gemeinsamen europäischen Referenzrahmens sind unumgängliche Voraussetzungen. Das sollte vor allem einem Minister stets bewusst sein. Aktionismus und der Wink mit Fördermitteln sind hier total fehl am Platz.“

System wurde kaputtgespart

Es war, ist und bleibt die Aufgabe der Berufsgewerkschaft GDL, die Grundsätze einer fundierten Ausbildung ständig zu überwachen und immer wieder im Bewusstsein der Verantwortlichen zu verankern. „Ohne diesen Garanten ist die Sicherheit des Eisenbahnsystems nicht gewährleistet“, so Weselsky. „Seit der Entscheidung zur Privatisierung 1993 hat sich kaum jemand um das Eisenbahnsystem gekümmert. Es sollte Gewinne erwirtschaften und an die Börse gebracht werden. Heute ist es kaputtgespart und soll plötzlich doppelte Leistung erbringen. Das kann nicht funktionieren.“

Kehrtwende ist unerlässlich

Die GDL fordert von den Verkehrsministern der Länder und vom Bundesverkehrsminister Scheuer jetzt eine Initiative, welche klare und vor allem gleiche Regeln für den gesamten Eisenbahnverkehrsmarkt aufstellt und die zugehörige Rechtsverordnung um die komplette Regulierung der Ausbildungsinhalte und deren erforderliche Länge für den sicherheitsrelevantem Beruf der Lokomotivführer ergänzt. Alles andere würde nur die Flickschusterei der Vergangenheit fortsetzen und weitere Fehlanreize in Richtung Absenkungswettbewerb bei den Ausbildungskosten und dem Qualifizierungsniveau setzen.“

Weselsky: „Zur Erhöhung der Qualität und Sicherheit im Eisenbahnsystem und zur Steigerung der Attraktivität der Berufe ist eine sofortige Kehrtwende unerlässlich. Nur klare Signale für die langfristige Zukunft werden für ausreichend qualifizierte Bewerber sorgen.“

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