Bezirksversammlung Bayern
Wir haben die richtige Strategie
Der bisherige Vorsitzende des GDL-Bezirks Bayern Uwe Böhm (51) wurde in der Bezirksversammlung am 22. Oktober 2021 in Nürnberg mit 63 von 63 Stimmen in seinem Amt bestätigt. Sein Stellvertreter Bernd Seubert (55) wurde von 61 der 62 Delegierten wiedergewählt. Neu im Amt ist Erik Großmann (37), der ebenfalls 63 der 63 Stimmen erhielt.
Er löst Uwe Ullrich (53) ab, der nicht mehr kandidierte, damit sein jüngerer Kollege aufgebaut werden kann. Kollege Ullrich wurde einstimmig als Beisitzer Güterverkehr bestätigt. Auch die meisten anderen Bezirksvorstandsmitglieder wurden einstimmig gewählt. „Die hohe Zustimmung ist das Ergebnis eines hervorragend aufgestellten Bezirks“, resúmierte der GDL-Bundesvorsitzende Claus Weselsky.
Kollege Böhm verwies auf die vielen hundert neuen Mitglieder in der GDL und bedankte sich für diese Leistung: „Herzlichen Dank für euer Engagement. Das war eine gelungene Mannschaftsleistung.“ Ein großes Dankeschön sprach der Bezirksvorsitzende auch für die hervorragende Unterstützung im DB-Arbeitskampf aus: „Wir haben unseren Tarifabschluss erreicht, weil uns unsere Kollegen so standhaft gekämpft haben und uns vertrauen. Wir spüren eine fast unheimliche Solidarität unserer Kollegen. Darauf können wir sehr stolz sein.“ Der GDL-Bundesvorsitzende Claus Weselsky nach dem Dank für das herzliche Willkommen: „Diesen guten Geist müssen wir wachhalten, in uns selbst und bei unseren Kolleginnen und Kollegen, denn wir sind nur so gut wie unsere Basis vor Ort. Wir haben jetzt einen Tarifvertrag abgeschlossen, der sich sehen lassen kann, und uns nicht mit dem Sanierungstarifvertrag der evg abfüttern lassen. Wir machen Interessenvertretung mit Rückgrat – mit echter Gewerkschaftsarbeit, bei der man sich nicht wegducken kann.
Wir haben mit dem DB-Tarifvertrag ein Etappenziel erreicht. Wir haben aber noch nicht gewonnen, denn die DB hat uns die Abschlüsse für die Infrastruktur und die Fahrzeuginstandhaltung verwehrt – wie üblich zum Schutz ihrer Hausgewerkschaft. Sie will lieber mit einer braven evg die Tarifverträge schließen als mit einer wirklichen Interessenvertretung. Deshalb hat die DB der evg auch unseren Tarifvertrag hinterhergetragen und gleich 100 Euro Coronaprämie draufgelegt.
Unser Ziel ist es, im Jahr 2023 Tarifverträge für das gesamte Eisenbahnsystem zu schließen. Nur dann bekommen die Eisenbahner bessere Entgelt- und Arbeitsbedingungen. Dabei bleiben wir unserer berufsspezifischen Vertretung treu. Wir schreiben für jede Berufsgruppe spezielle Tarifverträge und die Inhalte bekommen wir von den Kollegen, die diese Berufe ausüben, denn nur sie kennen die Probleme vor Ort. Es gibt zwar ein gemeinsames Dach, aber die speziellen Interessen brauchen und bekommen eine spezielle Vertretung.
Um die Tarifverträge für das gesamte Eisenbahnsystem schließen zu können – das Tarifeinheitsgesetz lässt grüßen, – benötigen wir die Mehrheiten in den Betrieben. Die evg wird sich auch in Zukunft mit der DB gegen uns verbünden. Wir haben auch keine Lobby in der Teppichetage der DB, aber das war schon immer so. Trotzdem haben wir seit der Öffnung für die neuen Berufe mehrere tausend Mitglieder hinzugewonnen und sind heute bereits über 38 000. Wenn jeder nur ein Mitglied wirbt, dann haben wir unser Ziel erreicht.“
Er verwies dabei auf die Geschichte der GDL: „Schaut man zurück auf das, was wir in den vergangenen Jahren geschafft haben, dann ist die Interessenvertretung für alle Eisenbahner die logische Konsequenz. Der evg-Vorläufer Transnet hatte seinerzeit die Regio-Ergänzungstarifverträge mit bis zu 18 Schichten unbezahlter Mehrarbeit unterschrieben. Wir haben das gestoppt. Im Jahr 2007 haben wir nach elf Monaten DB-Tarifkonflikt einen eigenständigen Tarifvertrag für die Lokomotivführer abgeschlossen. Dafür mussten wir noch elf Monate kämpfen. Gut sieben Jahre später haben wir auch die Zugbegleiter, Lokrangierführer, Disponenten und Ausbilder/Trainer tarifiert. Eine hervorragende Leistung, die uns keiner zugetraut hatte, sind auch unsere Erfolge bei den Wettbewerbsbahnen. Seit 2010 haben wir die Tarifverträge nach teilweise ellenlangen Arbeitskämpfen von 40 Prozent unter dem DB-Niveau auf das DB-Niveau gebracht! Und den aktuellen DB-Tarifabschluss haben wir in nur sechs Wochen von der Urabstimmung bis zur Unterschrift erreicht. Das ist Rekord. Unsere Kollegen haben klare Kante gezeigt. Mir ist deshalb um unsere Zukunft nicht bange. Ich bin überzeugt, dass wir 2023 Tarifverträge für das gesamte Eisenbahnsystem abschließen werden.“
In seinem Schlusswort bedankte sich der Bezirksvorsitzende für die gelungene Bezirksversammlung und bekräftigte Weselsky Worte: „Wir haben die richtige Strategie und wir haben die Kraft, sie auch umzusetzen.“