Weselsky mit 97 Prozent wiedergewählt
Claus Weselsky (63) heißt der alte und neue Bundesvorsitzende der Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL). Er wurde in der Generalversammlung vom 20. bis 21. Juni 2022 in Frankfurt von 97 Prozent der knapp 230 Delegierten unter dem Motto „Zukunft der Eisenbahnen – GDL ist der Garant“ gewählt.
Auch der bisherige stellvertretende Bundesvorsitzende Lutz Schreiber (53) wurde in dieser Arbeitstagung ebenfalls mit 97 Prozent in seinem Amt bestätigt. Neu im geschäftsführenden Vorstand sind der bisherige Betriebsratsvorsitzende der DB Cargo AG/ Aufsichtsratsmitglied im DB-Konzern Mario Reiß (56) und GDL-Tarifreferent Lars Jedinat (39), die ebenfalls mit großen Mehrheiten gewählt wurden – Lebensläufe und Fotos unter https://www.gdl.de/ueber-uns/. Der bisherige stellvertretende GDL-Bundesvorsitzende Norbert Quitter (47) tritt aus persönlichen Gründen nicht mehr an. Die GDL bedauert und respektiert dies. Sie dankt Kollegen Quitter für die geleistete Arbeit, insbesondere für die guten Ergebnisse bei den Betriebsratswahlen.
Weselsky hat seine Amtszeit um zwei Jahre verlängert, um die GDL in der anspruchsvollen Zeit der durch das Tarifeinheitsgesetz ausgelösten Organisationsausweitung zu führen. Auch ein viertes Mitglied wurde deshalb in den geschäftsführenden Vorstand gewählt.
Der GDL-Bundesvorsitzende erklärte in seiner Grundsatzrede:
„Mit der Ausweitung unseres Organisationsbereichs vom Zugpersonal auf das gesamte direkte Personal haben wir eine anspruchsvolle Aufgabe übernommen. Die diesjährigen Betriebsratswahlen haben eindrucksvoll gezeigt, dass dies die richtige Entscheidung war. Wir konnten rund 100 Mandate allein in den Wahlbetrieben der Deutschen Bahn mehr erzielen und haben somit fast 700 Betriebsratsmitglieder. So können wir die Interessen unserer Kollegen noch besser vertreten.
Und das ist auch bitter nötig, denn die DB lässt nichts unversucht, um unsere starke GDL zu schwächen und damit die Rechte der Eisenbahner auszuhebeln. Schließlich möchte sie viel lieber mit ihren treuen Hausgewerkschaft billige Sanierungstarifverträge schließen. Überhaupt tut sie alles, damit unsere Tarifverträge in so wenig Betrieben wie möglich angewendet werden müssen. So hat die DB die Anzahl dieser Betriebe willkürlich auf 17 von 74 Wahlbetrieben in den Eisenbahnverkehrsunternehmen festgelegt. Die zur gerichtlichen Feststellung der Mehrheiten in den Betrieben notwendige Unterschrift unter die Tarifverträge hat sie lange verzögert. Das ist bares Geld für die DB, denn sie unterläuft unsere besseren Ruhetagsregelungen und entzieht unseren Mitgliedern die erkämpften Rechte. Kein Arbeitgeber in diesem Land kann erfolgreich sein, wenn er sich gegen seine eigenen Beschäftigten stellt. Deshalb wird auch der DB-Konzern damit scheitern.
Diese Haltung beeindruckt uns jedoch nicht. Wir stehen schon seit über 150 Jahren solidarisch zusammen und verbessern die Entgelt- und Arbeitsbedingungen unserer Mitglieder. Von der Gründung der Hilfskasse zur Verbesserung der mangelhaften Altersversorgung der Lokomotivführer über den Flächentarifvertrag für das Zugpersonal bis hin zur Vertretung der Eisenbahner in der ganzen Bundesrepublik gilt: einer für alle, alle für einen!“
Die Bilanz seit der Generalversammlung 2017 kann sich somit auch sehen lassen. Bei der DB ist uns im vergangenen Jahr nach drei Arbeitskämpfen ein hervorragender Tarifabschluss für die Eisenbahner gelungen. Wir haben uns nicht mit dem 1,5-Prozent-Sanierungstarifvertrag der Hausgewerkschaft abfertigen lassen, sondern mit 3,3 Prozent Entgeltplus und 1 000 Euro Coronaprämie abgeschlossen. Gleichzeitig haben wir die Betriebsrente gesichert. Auch bei vielen Wettbewerbsbahnen haben wir die Erfolgsgeschichte der GDL fortgeschrieben. Wir konnten die Tarif- und Sozialpartnerschaft rund 60 Eisenbahnverkehrsunternehmen und Personaldienstleister ausweiten und die Entgelte an das Marktniveau angleichen. Somit haben wir dauerhaft faire Wettbewerbsbedingungen für das Zugpersonal in Deutschland geschaffen. Das ist einzigartig in der Bundesrepublik und konnte nur einer so starken Gewerkschaft wie unserer GDL und unseren solidarischen Mitgliedern gelingen. Und auch unsere Mitgliederbilanz kann sich sehen lassen. Tausende neue Mitglieder haben ihren Weg in unsere GDL gefunden. Wir sind jetzt fast 40 000.
Wir werden uns dennoch nicht auf den Erfolgen ausruhen, sondern setzen unsere Ziele stark, unbestechlich und erfolgreich um unter dem Motto „Zukunft der Eisenbahnen – GDL ist der Garant:
- Wir müssen unsere erfolgreichen Tarifabschlüsse für das Zugpersonal für alle Eisenbahner umsetzen. Die Entgelt- und Arbeitsbedingungen der Eisenbahner in ganz Deutschland müssen weiter verbessert werden: Denn nur mit attraktiven Rahmenbedingungen werden junge Menschen auch künftig noch Eisenbahner werden wollen und das ist dringend nötig bei dem leergefegten Arbeitsmarkt.
- Wegen des Tarifeinheitsgesetzes (TEG) benötigen wir dazu die Mehrheit der Mitglieder in den Betrieben – und zwar unabhängig davon, wie der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte im Sommer entscheidet. Auch wenn er beschließt, dass das TEG nicht mit der Europäischen Menschenrechtskonvention vereinbar ist, müssen wir noch mehr Eisenbahner von unseren Leistungen überzeugen. Die DB und ihre Hausgewerkschaft werden nichts unversucht lassen, um das zu verhindern, damit sie weiterhin mauscheln und billige Sanierungstarifverträge schließen können. Die Mitgliederentwicklung in all unseren sieben Bezirken und bei unseren 59 Tarifpartnern lässt uns dabei aber zuversichtlich in die Zukunft schauen.
- Nicht zuletzt müssen wir unsere politische Arbeit verstärken. Der Verkehr muss endlich auf das umweltfreundlichste Verkehrsmittel Schiene verlagert werden – und zwar nicht nur in Sonntagsreden. Nur ein zukunftsfähiges Eisenbahnsystem gewährt dauerhaft Arbeitsplätze für unsere Eisenbahner.
Für uns als älteste Berufsgewerkschaft in Deutschland gibt es somit noch viel zu tun. Ich bin mir sicher: Wir werden auch zur nächsten Generalversammlung im September 2024 in Dresden wieder eine erfolgreiche Bilanz vorstellen.“