Bezirksversammlung Nord-Ost

„Die GDL – das sind wir“

Mit 71 von 72 Stimmen wurde der Vorsitzende des GDL-Bezirks Nord-Ost, Volker Krombholz (58) in der Bezirksversammlung am 5. Oktober 2021 in Berlin in seinem Amt bestätigt. Um Jüngere zu fördern wurde der bisherige 2. stellvertretende Bezirksvorsitzende und Tarifreferent Steffen Genz (45) mit 93 Prozent zum 1. stellvertretenden Bezirksvorsitzender gewählt.

Im Gegenzug übernahm der bisherige 1. Stellvertreter Roland Parnitzke (58) das Amt des 2. Stellvertreters. Er erhielt ebenfalls 93 Prozent der Stimmen. Das bewährte Team wird den Bezirk somit weiterhin zusammen mit dem gewählten Bezirksvorstand (siehe Foto) unter dem Motto „Die GDL – das sind wir“ führen.

Werden uns nicht ausruhen

Es stehen große Herausforderungen bevor. Zwar konnte der Bezirk seit der Öffnung für das gesamte direkte Personal der Eisenbahn mehrere hundert neue Mitglieder begrüßen. Krombholz: „Auf diese Leistung können wir richtig stolz sein.“ Er bedankte sich bei der gesamten Organisation für diese hervorragende Leistung. „Aber darauf können und werden wir uns nicht ausruhen – und zwar so lange nicht, bis wir die Mehrheit in den Betrieben haben“, versprach der Bezirksvorsitzende unter Beifall der Delegierten und Gäste.

Solidarität und Zusammenhalt

Höhepunkt der Bezirksversammlung war die Rede des Bundesvorsitzenden Claus Weselsky: Er bedankte sich zunächst bei den Teilnehmern für ihre tatkräftige Unterstützung im Tarifkonflikt: „Vielen Dank für eure Solidarität, den Zusammenhalt und die enorme Unterstützung mit Herz und Verstand. Das ist der Grund, warum wir so erfolgreich sind und einen Tarifabschluss erreicht haben, der sich sehen lassen kann.“ Er bekräftigte: „Wir müssen uns um die Mitglieder der neuen Berufe in der Infrastruktur und in den Werkstätten kümmern und dürfen dabei das Zugpersonal nicht vernachlässigen. Das schaffen wir, weil wir Spezialisten aus den neuen Berufen in unsere Gremien berufen haben und das künftig verstärkt tun. Wir benötigen wegen des Tarifeinheitsgesetzes zwar keine 50 Prozent der Mitglieder in den Betrieben, weil die evg ohnehin nicht die anderen 50 Prozent organisiert. Aber wir müssen trotzdem ein Riesenrad bewegen. Wenn jedes unserer Mitglieder ein einziges Mitglied wirbt. Dann ist die evg Geschichte. Wenn wir in den neuen Betrieben die Mehrheit haben, dann werden wir allerdings auch hier an der Angleichung an das Marktniveau gemessen. Diese Herkulesaufgabe zu bewältigen, dazu wünsche ich uns alles Glück dieser Welt.“

Infrastruktur sträflich vernachlässigt

„Die Infrastruktur, das Herz des Eisenbahnverkehrs, ist seit Jahrzehnten von allen sträflich vernachlässigt worden. Wir sind die einzigen, die sich wirklich dafür interessieren, dass das System funktioniert. Wir kennen auch die Probleme im Netz, weil wir tagtäglich damit konfrontiert werden. Es fehlen Überholgleise, es fehlen Weichen, es fehlen Güterverkehrsstellen. Ohne intaktes Netz, bei dem der Zug mal am Nebengleis hält, damit ein anderer auf dem Hauptgleis vorbeifahren kann, gibt es keinen zuverlässigen Schienenverkehr.

DB und Politik können sich mit der Behebung solcher Probleme jedoch nicht profilieren und versenken lieber Milliarden in Stuttgart 21 und Hochgeschwindigkeitsverbindungen. In einem integrierten Konzern wird die DB weiter mit Leuchtturmprojekten Schulden machen. Der Schuldenberg wird noch in diesem Jahr auf 35 Milliarden Euro steigen. Das wird nicht spurlos an den Eisenbahnern vorübergehen. Mit eurer Hände Arbeit tragt ihr die Schulden ab – natürlich auch über Steuergelder. Ein „Weiter so“ kann es somit nicht geben. Deshalb müssen DB Netz, DB Station & Service, DB Energie und die Werkstätten zusammengefasst und aus der Gewinnorientierung herausgenommen werden. Der Taktverkehr darf dann nicht nur am Fernverkehr ausgerichtet werden. Vielmehr muss er integriert mit Nah-, Güter- und Fernverkehr abgestimmt werden.“

Stundenlohn von 13 auf 23 Euro erhöht

Der Geschäftsführer der Tarifabteilung Thomas Gelling berichtete kurz über die tarifliche Erfolgsgeschichte der GDL. Er bezog sich dabei allerdings nicht auf den aktuellen DB-Abschluss, der ohnehin seit Wochen in allen Medien verkündet wurde. „Wir haben für die Lokomotivführer den Stundenlohn seit 2007, als unsere eigenständigen Tarifverhandlungen begannen, von 13 auf 23 Euro im Jahr 2023 erhöht. Hinzu kommen Verbesserungen bei den Zulagen und Arbeitszeitreglungen. Hinzu kommt unser Flächentarifvertrag. Mit ihm haben wir fast das gesamte Zugpersonal in Deutschland auf Marktniveau tarifiert und das bei einem ursprünglichen Delta beispielweise bei der Ostdeutschen Eisenbahn von 40 Prozent zum Marktführer. Verbrochen hatte diese Dumpinglöhne die evg mit sage und schreibe drei Mitgliedern. Die evg hat auch in den Werken und der Infrastruktur Löhne tarifiert, die weit unter dem Marktniveau liegen. Diese Angleichung wird für uns eine große Herausforderung werden. Wir haben gelernt dicke Bretter zu bohren und so können wir voller Zuversicht nach vorne blicken.“

Nicht zuletzt hat die Bezirksversammlung zahlreche Anträge für die Generalversammlung der GDL beschlossen, beispielsweise dass alle Mitglieder vor dem Haupturlaub das Wochenende frei bekommen oder dass die Stufen der Berufserfahrung beim Monatstabellenentgelt um die Stufen 8 und 9 erweitert werden. Eine rundherum gelungene Sitzung.G. S.

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