Bezirksversammlung Nordrhein-Westfalen

Chance, Mehrheit in den Betrieben zu erreichen

Der bisherige GDL-Bezirksvorsitzende von Nordrhein-Westfalen Sven Schmitte wurde ebenso wie seine beiden Stellvertreter Christian Deckert und Claus Roelofsen in der Bezirksversammlung am 20. Oktober 2021 in Castrop Rauxel mit großer Mehrheit der 87 Delegierten im Amt bestätigt.

Viele weitere Vorstandsmitglieder wurden einstimmig gewählt. Die Bezirksführung bleibt somit in bewährten Händen. Das haben die Delegierten mit dem Wahlergebnis klar zum Ausdruck gebracht.

Noch zu viele blaue Betriebe

Kollege Schmitte nahm gleich zu Beginn Bezug auf den Arbeitskampf bei der DB und stellte klar: „Wir haben mit unserem Arbeitskampf und unserem Tarifabschluss einen Etappensieg erreicht. Darauf können wir sehr stolz sein, denn wir haben gezeigt, was mit Stärke, Solidarität und Zusammenhalt erreicht werden kann. Aber darauf können wir uns nicht ausruhen. Es gibt immer noch zu viele blaue Betriebe bei der DB. Sie werden nur dann grün, wenn wir die Mehrheit der Mitglieder haben. Wir haben unseren Organisationsgrad auf die gesamten Eisenbahner im direkten Bereich ausgedehnt. Damit haben wir die Chance, dieses Ziel auch zu erreichen, denn nun dann gelten unsere Tarifverträge und nur dann bekommen die Eisenbahner bessere Entgelt- und Arbeitsbedingungen. Wir wissen, wie die Tarifverträge aussehen würden, wenn es uns nicht gäbe. Wir müssen unsere Tarifverträge verteidigen.

Kein Platz für zwei Gewerkschaften

Der GDL-Bundesvorsitzende Claus Weselsky bekräftigte: „In den Betrieben ist kein Platz mehr für zwei Gewerkschaften. Wir müssen gemeinsam dafür sorgen, dass unsere GDL die Gewerkschaft ist, die die Tarifverträge für die Eisenbahner schließt und wir können das!

Er umriss kurz die die erfolgreiche Tarifgeschichte der GDL. Im Jahr 2008 haben wir elf Monate gebraucht, um bei der DB einen eigenständigen Tarifvertrag für Lokomotivführer zu erkämpfen. Um ihre brave Hausgewerkschaft zu schützen, hat uns die DB dabei den Abschluss für Zugbegleiter und selbst für Lokrangierführer verweigert. Ein solches Gebaren zieht sich übrigens durch unsere gesamte Tarifgeschichte.

Bis zu 40 Prozent niedriger

2010 haben wir begonnen, bei den Wettbewerbsbahnen Tarifverträge zu schließen, Bei ihnen lag das Entgeltniveaus bis zu 40 Prozent niedriger als bei der DB. Das war das Resultat des Handelns einer schwachen Gewerkschaft ohne Mitglieder Die evg schloss diese Dumpingverträge und die Lohnspirale kannte nur eine Richtung – nach unten. Wir haben die Trendwende herbeigeführt. Dazu mussten wir harte, langwierige Arbeitskämpfe mit Erzwingungsstreiks führen. Aber wir haben es geschafft. In all unseren Tarifverträgen mit den Eisenbahnverkehrsunternehmen herrscht ab 2022 das gleiche Entgeltniveau bezogen auf die gleiche Arbeitszeit. Das hat uns keiner zugetraut.

Streiks werden kürzer

Als wir im Jahr 2015 die Tarifverträge bei der DB zusätzlich für die Zugbegleiter Lokrangierführer, Disponenten und Ausbilder/Trainer geschlossen haben, mussten wir dafür noch 420 Stunden im Güter- und 354 Stunden im Personenverkehr streiken.

Und jetzt haben wir in einer unglaublich solidarischen Aktion nach 265 Stunden im Güter- und 129 Stunden im Personenverkehr die Ernte eingefahren und die Betriebsrente gesichert, die Coronaprämie eingeführt und zahlreiche Entgelt- und Arbeitszeitverbesserungen erreicht. Allerdings hat uns die DB dabei die Abschlüsse für die Infrastruktur und die Fahrzeuginstandhaltung verwehrt – wie üblich zum Schutz der evg.

Für gesamtes Eisenbahnsystem

Diese Weiterentwicklung steht für das Jahr 2023 an. Ich bin voller Zuversicht, dass wir neben den Eisenbahnverkehrsunternehmen auch Mehrheiten der Mitglieder in Betrieben der Eisenbahninfrastruktur gewinnen können und unsere Tarifverträge dann im gesamten Eisenbahnsystem zum Tragen kommen. Dazu braucht es, dass jedes Mitglied ein weiteres Mitglied wirbt.

Passend dazu stellte der Bezirksvorstand den Geschäftsbericht der Wahlperiode vor. Zur Mitgliederentwicklung erklärte Schmitte unter Applaus: „Wir konnten neue Mitglieder im vierstelligen Bereich hinzugewinnen. Das ist unser gemeinsamer Verdienst. Vielen Dank!“

Gelungene Bezirksversammlung

In seinem Schlusswort bedankte sich der Bezirksvorsitzende für die gelungene Bezirksversammlung. „Ich freue mich, weiter mit euch zusammen den Bezirk zu führen. Wir stehen vor großen Aufgaben und ich weiß, dass wir sie bewältigen werden.“ Er leitete über zur anschließenden Party für alle Delegierten, Streikleiter und Streikhelfer um den Tarifabschluss zu feiern und Danke zu sagen.
G. S.

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