Der Fahrplan ist tot – es lebe das Chaos?
Baustellen und Planungsfehler bringen Bayerns Bahnverkehr aus dem Takt
München, 27. Oktober 2025 – „Was wir hier erleben ist kein Fahrplan mehr, sondern ein Wunschzettel.“ – so Uwe Böhm, Bezirksvorsitzender der GDL in Bayern. Die zunehmenden Baustellen und ständigen Fahrplanänderungen bringen den Bahnverkehr in Bayern an seine Grenzen. Besonders die Lokomotivführer leiden unter der Flut sogenannter Fahrplananordnungen (FPLO), die den Dienstalltag massiv erschweren. Diese FPLOs sorgen oft für verspätete Abfahrtzeiten, verpasste Anschlüsse und Zugausfälle. FPLOs ergänzen den Standardfahrplan und beschreiben Abweichungen durch Baumaßnahmen – mehr als 1.000 allein in diesem Jahr in Bayern.
Planungsfehler treffen Bahnbeschäftigte und Kunden
Lokführer erhalten mittlerweile mehrere FPLOs pro Schicht. In nur fünf Minuten Vorbereitungszeit müssen sie die relevanten Änderungen heraussuchen. „Das ist schlicht unmöglich“, so Böhm. Immer kurzfristiger verlängern sich die Schichten, und in der Folge werden tariflichen Ruhezeiten unterschritten. Mitunter treffen Änderungen für Frühdienste so spät ein, dass die Lokführer diese am Vorabend gar nicht mehr sehen – der erste Zug am Morgen fällt dann aus. Auch unterschiedliche angezeigte Abfahrtzeiten im Führerstand und an den Bahnsteigen sorgen für Chaos: Züge fahren zu früh, Zugbegleiter verpassen ihre Züge, Anschlüsse platzen.
Überforderte Planung bei der DB InfraGO AG
Verantwortlich ist eine überlastete Infrastrukturplanung. Wegen Fachkräftemangel und zu vieler, parallel laufender Baustellen geraten Zeitpläne ins Wanken. Früher hatten Eisenbahnverkehrsunternehmen 24 Wochen Vorlauf für Bauinformationen – heute kommen die letzten Änderungen manchmal erst 24 Stunden vorher an. Dann geraten Fahrzeug- und Schichtplaner, Disponenten und Betriebsräte in hektischen Krisenmodus. Selbst frühzeitig übermittelte FPLOs werden bis zu Stichtag mehrfach geändert – jede Planung wird wieder umgeworfen. Zurzeit sind bis zur Hälfte aller Dienstschichten in Bayern von kurzfristigen Änderungen betroffen. Betriebsräte erfahren teilweise erst nach Schichtende von den Abweichungen. „Vielleicht wird man erst wach, wenn unsere Betriebsräte Dienstschichten rigoroser ablehnen“, so Böhm. „Das könnte Zugausfälle bedeuten, aber wir müssen die Beschäftigten schützen und deren knappe Erholzeit wieder planbarer machen.“ Falsche Anzeigen, verspätete Züge und ständige Änderungen machen den Bahnverkehr zunehmen unzuverlässig. Auch den Fahrgästen ist das nicht länger zuzumuten. Die GDL hat sich deshalb schriftlich an die DB-Vorständin Evelyn Palla, die DB InfraGO AG, in der Region Süd und die Bayerische Eisenbahngesellschaft (BEG) gewandt. Uwe Böhm abschließend - „Wenn die Bahn in Bayern nicht gänzlich aus dem Takt kommen soll, brauchen wir wieder mehr Realismus bei der Baustellenplanung!“