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GDL-Bezirk Nordrhein-Westfalen (NRW)



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Was ist da los bei der DB? 5 Fragen - 5 Antworten

Telegramm - 06.10.2014

▶ Sie fragen sich, warum die kleine GDL so unverschämt ist, einen Machtkampf auf dem Rücken der Fahrgäste zu führen?Getreu unserem Motto dieser Tarifrunde "5 für 5" gibt es nun auf 5 Fragen eine Antwort

▶ Sie fragen sich, warum die kleine GDL so unverschämt ist, einen Machtkampf auf dem Rücken der Fahrgäste zu führen?

Die GDL und ihre Mitglieder haben überhaupt kein Interesse, einen Machtkampf zu führen! Doch wir können leider nicht verhindern, dass die Deutsche Bahn AG einen Machtkampf zu Lasten der Fahrgäste führt. Denn die Mehrheit des DB-Zugpersonals ist bereits freiwillig Mitglied in der GDL. Von 37 000 Mitarbeitern des Zugpersonals der DB Eisenbahnverkehrsunternehmen (EVU) stellt die GDL 19 000 Mitglieder, also 51 Prozent. Die EVG stellt in dieser Gruppe nur 8 000 Mitglieder, also knapp über 20 Prozent. 10 000 Kolleginnen und Kollegen sind in keiner Gewerkschaft. (Quelle DB AG) Eine eindeutige Mehrheit hat sich also schon längst entschieden, freiwillig Mitglied der GDL zu sein und uns somit den Auftrag erteilt, einen Tarifvertrag zu verhandeln, der endlich überfällige Entlastung im Arbeitszeitbereich schafft.

Hier von einem Machtkampf der GDL gegen eine andere Gewerkschaft zu sprechen, ist somit hinfällig. Dieses Bild wird von DB, EVG und DGB gerne befördert, um von den wahren Problemen bei der DB abzulenken. Vor allem wenn man weiß, dass die GDL kein Problem damit hat, wenn die Eisenbahn und Verkehrsgewerkschaft (EVG) für ihre Mitglieder (auch wenige Lokomotivführer und Zugbegleiter) einen Tarifvertrag abschließt. Dazu hat die EVG ein Recht und damit können wir absolut leben! Jedoch möchten unsere Mitglieder nicht von der EVG tarifiert werden. Das haben sie nun lange genug ertragen müssen und haben sich deswegen ganz freiwillig entschieden, nicht mehr in der EVG Mitglied zu sein! Somit steht unseren Mitgliedern ebenfalls ein Tarifvertrag auf Grundlage des Grundgesetzes und des Tarifvertragsgesetzes (Tarifpluralität) zu. Genau dies will die DB AG verhindern!

Somit kämpfen die GDL und ihre Mitglieder nicht gegen die EVG, sondern gegen die Verweigerungshaltung der DB AG, mehrere Tarifverträge abzuschließen.

▶Sie fragen sich nun, warum die Zugpersonale nicht alle Mitglied in der „großen und starken EVG" sind?

Weil die über viele Jahre betriebene arbeitgeberfreundliche Politik der DB-Hausgewerkschaft dazu führte, dass soziale Standards, Arbeitszeiten, Ruhezeiten und Einkommen - gerade im Bereich des Zugpersonals - verschlechtert wurden. Bereits seit 2003 möchte das Zugpersonal deswegen eigenständige Regelungen abgeschlossen haben, die den speziellen Anforderungen dieser sehr eisenbahnspezifischen Berufe auch gerecht werden können. Vor allem in den letzten zehn Jahren stieg die Arbeitszeitbelastung durch den Stellenabbau und die Rationalisierung bei der DB enorm, was vor allem an den geringen Ruhezeiten und den enormen Überstunden zu spüren ist. Das Maß ist voll! Deswegen muss ein eigenständiges Tarifwerk für das Zugpersonal her. Dafür ist die Mehrheit des Zugpersonals in die GDL eingetreten.

▶ Sie haben Verständnis, dass ein Arbeitgeber DB seine Kunden mit einem Streik konfrontiert, nur weil er einfach keine unterschiedlichen Tarifregeln will?

Die DB behauptet, dass unterschiedliche Tarifverträge für eine Berufsgruppe zum Chaos führen. Das können wir widerlegen!

Beispiel: Mehrere Tarifverträge für eine Berufsgruppe sind nicht nur gesetzlich zulässig (Grundgesetz/Tarifvertragsgesetz), sondern auch praktisch ohne Probleme umsetzbar. Das ist in Deutschland bereits in vielen privaten Eisenbahnunternehmen für Lokomotivführer und Zugbegleiter gelebter und praktizierter Alltag. In NRW ist das bei der NordWestBahn, der Eurobahn und der Westfälischen Landes-Eisenbahn seit Jahren Praxis und funktioniert tadellos. EVG-Kollegen und GDL-Kollegen haben jeweils unterschiedliche Tarifverträge. Trotzdem fahren sie in einem Dienstplan und reden sogar miteinander!
Sogar innerhalb der DB gibt es heute schon mehr als drei verschiedene Gruppen innerhalb eines Berufes. Beamte, Alt-Tarifkräfte (vor 1994) und Neu-Tarifkräfte. Für alle gelten unterschiedliche Regeln, was für die DB ebenfalls kein Problem darstellt - und das schon seit 20 Jahren!

Es ist also schlichtweg falsch, wenn die DB in der Öffentlichkeit immer wieder behauptet, dass unterschiedliche Tarifwerke/Regeln nicht funktionieren und zum Chaos führen.

Der einzige, der hier also durch seine Blockadehaltung ein Problem darstellt und Streik verantworten muss, ist der Arbeitgeber Deutsche Bahn AG! Und weil er hier stur und ohne inhaltliche Argumente bleibt – und dabei noch frech die Öffentlichkeit in die Irre führt – müssen nun 19 000 Kolleginnen und Kollegen des Zugpersonals per Streik Verhandlungen zu kompromissfähigen Inhalten erzwingen.

▶ Sie denken, dass GDL Mitglieder einfach Spaß am Streik haben?

Ganz sicher nicht! Wer sich schon einmal streikend gegen seinen Arbeitgeber aufgelehnt hat, der weiß, dass das sicherlich kein Spaß ist, denn es bedarf Mut, das zu tun. Lokomotivführer und Zugbegleiter würden lieber Züge fahren, oder Kunden betreuen. Die DB muss endlich einsehen, dass Sie 19 000 Kolleginnen und Kollegen nicht in die Ecke stellen und ignorieren kann, die - genauso wie die Kunden – täglich unter den Managementfehlern leiden!

Unsere Mitglieder haben die GDL beauftragt, das Hauptaugenmerk in diesem Jahr auf die Belastungssenkung im Arbeitszeitbereich zu legen. Wir fordern deshalb im Auftrag der Mitglieder neben verhandelbaren 5% mehr Entgelt, eine Absenkung der Arbeitszeit um 2 Stunden, eine Begrenzung der Überstunden auf maximal 50 pro Jahr, die Einführung einer "echten" 5 Tage-Woche (maximal 5 Schichten pro 5 Tagen) und die Senkung der Fahrzeit auf der Lokomotive um eine Stunde. Dies alles soll unsere Kollegen im Lokfahr- und Zugbegleitdienst vor Übermüdung schützen und ein besseres Familienleben ermöglichen.

Alles keine "utopischen" und vor allem keine "unerfüllbaren" Forderungen, wie die Deutsche Bahn es gerne nennt. Alleine die Verweigerungshaltung der DB AG sorgt dafür, dass wir nicht verhandeln können. Nur in Verhandlungen ohne Vorbedingungen kann man Lösungen erzielen und Streiks verhindern.

▶ Sie schimpfen immer noch auf die GDL Lokführer und Zugbegleiter, die sich nun gegen die Blockadehaltung eines Milliardenkonzern Deutsche Bahn AG zur Wehr setzen?

Das ist traurig.... Denn unsere Kolleginnen und Kollegen haben durchaus viel Verständnis für Reisende, die ein Streik bei einem Verkehrsunternehmen trifft. Jedoch bitten wir darum, sich einmal in die Lage eines Lokführers oder Zugbegleiters zu versetzen, der jeden Tag mehr zu spüren bekommt, was ein Arbeitgeber seit Jahren an den Mitarbeitern vorbei plant!