Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer
Die GDL hat deshalb die Verhandlungen am gestrigen späten Abend abgebrochen. Das Zugpersonal ist stark belastet, das ist Fakt. Die vom DB-Vorstand unterstellte Scheinbelastung an einigen wenigen Stellen, die man dann experimentell untersuchen kann, ist eine Mär aus der Vorstandsetage. Beim ohnehin unregelmäßigen Schicht- und Wechseldienst wissen die Lokomotivführer oft am Montag nicht, ob sie am Dienstag arbeiten müssen. Sie kommen am Morgen vom Nachtdienst, in der Annahme auf Ruhe und müssen abends gleich wieder zur Schicht. Die GDL wird unter dem Motto „Mehr Plan, mehr Leben“ nicht von ihren Forderungen abrücken. Sie kämpft für zwei zusammenhängende freie Tage in jeder Woche und für größere Mindestabstände zwischen Schichtfolgen. Besonders wichtig ist auch ein verbindlicher Jahresruhezeitplan für das ganze Kalenderjahr mit dem geplanten Urlaub sowie allen tariflichen Ruhen. Darüber hinaus muss der Schichtrhythmus auf die einfache Formel FÜNF PLUS ZWEI ISTGLEICH SIEBEN (5 + 2 = 7) gebracht werden, denn mit Durchschnittsberechnungen gewinnt nur die Maschine und nicht der Mensch.
Auch das Angebot zum Entgelt ist nicht akzeptabel. Mit angeblich 4,2 Prozent bietet die DB zwar auf den ersten Blick sogar 0,2 Prozent mehr als die GDL gefordert hat. Man muss aber nicht viel tiefer blicken, dann merkt man gleich, was Sache ist: So bot die DB 1,5 Prozent mehr Entgelt für eine Laufzeit von 27 Monaten. Das sind 0,66 Prozent im Jahr. Zusätzlich sollte sich die GDL auch noch das Tarifergebnis der bereits vergangenen Schlichtung mit 2,5 Prozent anrechnen lassen. Sie soll somit den Wert der bereits vereinbarten Arbeitszeitverkürzung auf 38 Stunden nochmals vereinbaren und das nur, weil die DB-Hausgewerkschaft dies jetzt erst nachholen muss. „Solche Tricks sind mit der GDL nicht machbar“, so Weselsky. Zum Vergleich: Die GDL hat beispielsweise bei der Hessischen Landesbahn in diesem Sommer eine lineare Entgelterhöhung von 2,5 Prozent für dieses Jahr und weitere 2,5 Prozent zum 1. Januar 2017 vereinbart. Bei gleichzeitiger Absenkung auf die 38-Stunden-Woche gibt damit auf einmal die HLB-Gruppe dem Marktniveau die prägende Einkommenserhöhung.
Der DB-Vorstand behauptet, seinem Unternehmen gehe es nicht gut. Dabei hat er in der letzten Bilanz-Pressekonferenz noch stolz einen Gewinn von einer Milliarde Euro präsentiert. „Die Bahn schlecht zu reden, hilft uns nicht weiter“, so der GDL-Bundesvorsitzende und weiter: „Während sich das Management mit wohl geplanten teuren Boni belohnt hat, obwohl das Schienennetz immer kleiner und immer maroder wurde und die Pünktlichkeit einer Katastrophe gleicht, haben auch in den Jahren, die von Fehlentscheidungen des Managements geprägt waren, die Lokomotivführer und Zugbegleiter sieben Tage in der Woche für sicheren Schienenverkehr gesorgt. Anstatt sich realitätsfern weiterhin als einer der besten Arbeitgeber zu bezeichnen und das Zugpersonal zu verhöhnen, muss die DB endlich die Belastung der Lokomotivführer und Zugbegleiter senken.“
Personalvorstand Ulrich Weber träumte vor den Verhandlungen noch von einer Einigung noch vor Weihnachten. Das wird es mit der GDL ohne tariflich verankerte bessere Schichtpläne und Ruhezeiten nicht geben. Die Verhandlungen können am 28. November 2016 in Frankfurt nur dann erfolgreich fortgesetzt werden, wenn die DB ihre Blockadehaltung aufgibt und das gesamte Angebot beim Schwerpunkt Arbeitszeit wesentlich verbessert.