Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer
Das versteht DB-Personalvorstand Ulrich Weber anscheinend unter „sich mit den Arbeitszeitforderungen beschäftigen“, wie er vor den Verhandlungen noch der Presse mitteilte.
Die Projekte sollen auf das schwächste Glied in der Kette – auf die Betriebsparteien verlagert werden. Weselsky: „Wir werden unsere Verantwortung als Tarifvertragspartei nicht am Garderobenhaken abgeben und anschließend zuschauen, wie die Betriebsräte mit Leistungsverlagerungen erpresst und die Schutzmechanismen im Tarifvertrag abgesenkt werden.“ Die DB hatte keine einzige konkrete Zusage zu den fundierten Forderungen der GDL parat – und dass obwohl sich angeblich die gesamte DB-Führungselite mit diesen Forderungen beschäftigt habe. Weselsky: „Ganz abgesehen von der Provokation der GDL ist das eine ungeheure Verhöhnung der stark belasteten Lokomotivführer und Zugbegleiter, die sich Tag und Nacht dafür einsetzen, dass der Verkehr auf der Schiene läuft.“
Die Belastung des Zugpersonals muss dauerhaft sinken. „Daran führt kein Weg vorbei“, so der GDL-Bundesvorsitzende. Die Überstunden werden bisher nur auf dem Papier weniger: Sie werden in Langzeitkonten verschoben oder ausbezahlt. Zurzeit wird den Lokomotivführern bei der DB Regio Nord-Bayern der Abkauf von Überstunden schmackhaft gemacht. 200 Stunden sollen für 6 000 Euro vergütet werden. Das ist ein Drittel mehr als der durchschnittliche Stundenlohn von um die 20 Euro. GDL-Bundesvorsitzender: „Ein angeblich sanierungsbedürftiger Konzern gibt viel Geld für Überstunden aus, anstatt das Übel an der Wurzel zu packen. Erstmals hat die DB jedoch zugeben müssen, dass das Ausbezahlen von Überstunden keine Belastungssenkung ist.“
Die Überstunden müssen tatsächlich reduziert und die Arbeitszeitregelungen dringend verbessert werden. Es bedurfte keiner stundenlangen Ausführung, um zu der Erkenntnis des DB-Vorstands zu gelangen, dass die Forderungen der GDL einer Personalerhöhung bedürfen. „Nur wenn die Personaldecke einigermaßen ausgeglichen ist und zuverlässige Arbeitszeitregelungen existieren, sind Beruf und Familie in Zukunft im unregelmäßigen Schichtdienst überhaupt vereinbar.“ Deshalb kämpft die GDL für zwei zusammenhängende freie Tage in jeder Woche und für größere Mindestabstände zwischen Schichtfolgen. Besonders wichtig ist auch ein verbindlicher Jahresruhezeitplan für das ganze Kalenderjahr mit dem geplanten Urlaub sowie allen tariflichen Ruhen. Weselsky: „Wir werden uns nicht mit ominösen Projekten ruhigstellen und zur Verschleierung der wahren Zustände benutzen lassen. Jahrelang hat die DB ein totes Pferd geritten. Jetzt soll die GDL mit daran arbeiten, dass die Mitglieder nicht bemerken, wie erfolglos die Individualisierung von Arbeitszeit in den letzten Jahren tatsächlich gewesen ist.“ Die Probleme liegen jetzt auf dem Tisch. Die GDL fordert jetzt mit den richtigen tariflichen Instrumenten eine nachhaltige Lösung für ihre Mitglieder. „Ein geht nicht gibt’s nicht“, so Weselsky.
Die nächste Verhandlung findet zu Beginn des Karnevals am 11. 11 in einer Karnevalshochburg statt. Sollte sich die DB um konkrete Angebote drücken und die Lokomotivführer und Zugbegleiter weiter hinhalten, gibt es mit hoher Wahrscheinlichkeit jedoch nicht viel zu lachen.